Marburger Fechterinnen Finja und Merle Herwig gewinnen Deutsche Meisterschaften U15 Florett in Moers

(Titelbild von links nach rechts: Quentin Herwig, Finja Herwig, Merle Herwig, Fenja Kröpelin, Fabian Sälzer, Amelie Barkholz, Joscha Kröpelin)

Am vergangenen Wochenende, 28. & 29.05.2022, fanden die Deutschen Meisterschaften der U15 in der Fechtwaffe Florett statt. Insgesamt 6 Athleten der Fechtabteilung des VfL 1860 Marburg konnten sich im Vorfeld qualifizieren und die Reise nach Moers antreten. Normalerweise werden die Ranglisten der Landesverbände zurate gezogen, um die Vorrunden zu setzen. Da durch die coronabedingten Turnierausfälle nicht für alle Verbände geeignete Ranglisten zur Verfügung standen, entschied sich der Deutsche Fechterbund dazu, die Vorrunden komplett dem Zufallsprinzip zu überlassen, sodass quasi alles passieren konnte.

Den Auftakt der Einzelwettbewerbe am Samstag machte Joscha Kröpelin im Herrenflorett. Er zeigte sich konzentriert und musste nur zwei Niederlagen einstecken. Auf Platz 33 von 97 ging es dann in die 64er Direktausscheidung, nachdem ein Freilos für das unvollständige 128er KO erstritten werden konnte. Seinem Gegner aus Cottbus stand Joscha bereits in der Vorrunde gegenüber, in welcher er jenen mit 5:1 bezwingen konnte. In das K.O.-Gefecht fand Joscha wider Erwarten schwer hinein und musste sich zusätzlich mit technischen Problemen konfrontiert sehen. Dadurch konnte er trotz guter Leistung den entscheidenden Punkt nicht mehr setzen und unterlag mit 14:15. Damit blieb er etwas hinter seinen Erwartungen und Möglichkeiten, zeigte aber dennoch das Potential auf mehr.

Joscha Kröpelin setzt gerade einen Treffer (rechts)

Etwas später gingen mit Amelie Barkholz, Fenja Kröpelin, Finja Herwig und Merle Herwig die Damen an den Start. Alle vier hatten sich Ziele gesetzt, wobei für Finja und Merle sogar Medaillenränge in erwartbarer Reichweite lagen. Die beiden Schwestern trainieren zusätzlich an den Stützpunkten in Cottbus und Tauberbischofsheim und gehören mittlerweile zu dem Nachwuchskader U17 des Deutschen Fechterbundes. Amelie erwischte keinen so guten Start und konnte nur zwei Siege gegen starke Konkurrentinnen verbuchen. Auf Rang 63 von 96 Fechterinnen ging es im Anschluss in das unvollständige 128er K.O. Dort zeigte sie sich zwar technisch stärker als ihre Gegnerin aus Schwerin, fand aber dennoch nicht das geeignete Mittel, diese zu bezwingen. Dadurch war hier bereits etwas verfrüht Endstation, aber dennoch ein guter 69. Platz zu verbuchen. Für Fenja verlief die Vorrunde besser, sie musste nur eine Niederlage hinnehmen und startete so auf Rang 22 direkt in die 64er Direktausscheidung. Gegen ihre Gegnerin aus Bonn zeigte sie sich kampfbereit, legte direkt einen guten Start hin und ging direkt mit 4 Treffern in Führung. Im weiteren Verlauf gelang es ihrer Gegnerin aus Bonn jedoch, sich besser auf das Gefecht einzustellen, sodass der Vorsprung schmolz. Leider gelang es Fenja nicht, ihre Taktik noch einmal auf die neue Situation umzustellen und musste sich leider ebenfalls etwas früher als erwartet geschlagen geben. Somit stand am Ende Platz 35 im Fechtpass. Fenja und Amelie haben dennoch beide ihre Klasse und Perspektive gezeigt und somit die Hoffnung auf das nächste Jahr geschürt.

Amelie Barkholz im Gefecht (rechts)
Fenja Kröpelin im Gefecht (links)

Finja zeigte sich direkt zu Beginn von ihrer besten Seite und verwies ihre Vorrundengegnerinnen in ihre Schranken. Ungeschlagen zog sie an Platz 3 gesetzt in die Direktausscheidung und ließ ihrer ersten Gegnerin keine Chance. Im 32er K.O. traf sie auf eine unheimlich stark auftretende Gegnerin aus München. In einem kampfbetonten Gefecht konnte Finja ihre Spitze nicht ausreichend kontrollieren, sodass ihre Gegnerin davonziehen konnte. Diesen Rückstand schaffte Finja leider nicht mehr aufzuholen, sodass ihre Medaillenhoffnung an diesem Tag nicht erfüllt werden konnte. Allerdings hat sie sehr deutlich gezeigt, was sie zu leisten im Stande ist und dass jederzeit mit ihr zu rechnen ist.

Ihre Schwester Merle hingegen zeigte das inverse Tagesbild. Nach stark gefochtener Vorrunde mit vielen ausgezeichneten Konkurrentinnen musste sie zwei Niederlagen hinnehmen und ging somit „nur“ an Rang 33 gesetzt in die Direktausscheidung. Ihrer ersten Gegnerin aus Berlin ließ sie keine Chance und triumphierte ungefährdet mit 15:4. Im 32er K.O. wartete dann die auf Platz 1 gesetzte Fechterin aus Radebeul. Merle tat sich sehr schwer, in dieses Gefecht hineinzufinden und lag zu Beginn bereits 3:8 hinten. Dennoch ließ sie sich nicht beirren und nahm all ihren Mut, ihr Können und ihren Kampfgeist zusammen. Punkt für Punkt wurde ausgefochten und Merle holte auf. Nach einem ungeheuren Kraftakt konnte sie sich auf ihre Gegnerin einstellen und diese mit 15:11 bezwingen. Nachdem dieser Knoten geplatzt war, ließ sie nichts mehr anbrennen und zog ungefährdet ins Finale ein. Dort traf sie auf eine Spitzenfechterin aus Moers, welche Merle in der Vergangenheit immer Schwierigkeiten bereit hatte. Aber beflügelt von ihrer heutigen Leistung konnte sich Merle auch hier ungefährdet mit 15:9 durchsetzen und den Titel der Deutschen Meisterin für sich beanspruchen.

Am zweiten Wettkampftag ging es dann weiter mit den Mannschaftswettbewerben der Landesverbände. Auf Grundlage der Einzelergebnisse der Mannschaftsteilnehmer vom Vortag wurde eine Setzliste für die Direktausscheidung festgelegt, in welche direkt ohne Vorrunde gestartet wurde. Dafür wurde allerdings jede Platzierung ausgefochten, um den Teilnehmern möglichst viele Gefechte zu ermöglichen. Im Herrenflorett konnte die Mannschaft Hessen I mit Joscha Kröpelin im 32er K.O einen ungefährdeten 45:6 gegen die Konkurrenten aus Schleswig-Holstein einfahren. Der darauffolgende Gegner Sachsen II erwies sich im 16er K.O. leider bereits als zu stark und verwies die Hessen auf die Platzierungsgefechte. Nach sowohl knappen Siegen und Niederlagen konnte die Mannschaft am Ende einen guten 12. Platz von 23 Mannschaften verbuchen. Der nur für die Mannschaftswettbewerbe angereiste Quentin Herwig konnte nach guter Leistung mit seinem Team einen guten 11. Platz verbuchen.

Bei den Damen gingen Amelie Barkholz und Fenja Kröpelin mit der Mannschaft Hessen II an den Start. Scheinbar noch nicht ganz wach und auf Wettkampfhöhe, musste sich die hessische Mannschaft im 32er K.O. bereits den Gegnerinnen aus Bayern geschlagen geben und in die Platzierungsgefechte gehen. Dort ließen sie aber nichts mehr weiter anbrennen und errangen einen guten und verdienten Platz 17.

Damenmannschaft Hessen U15, Finja Kröpelin (links), Fabian Sälzer der Abteilungsleiter (hinten), Amelie Barkholz (zweite von rechts)

Da Finja und Merle Herwig zusammen mit ihrem Bruder Quentin aktuell für den FSC Cottbus bei Wettkämpfen an den Start gehen, standen alle drei leider nicht im Aufgebot der hessischen Mannschaften, sondern im Team Brandenburg. „Obwohl die drei Geschwister für den FSC Cottbus starten, sind sie alle weiterhin in Marburg verortet, Mitglieder unseres Vereins, Teilnehmer unserer Trainingseinheiten und mit Herzblut dem VfL Marburg verbunden. Daher ist es zwar schade, dass nicht direkt VfL Marburg auf der Ergebnisliste steht, aber bei besonderen Talenten ist es auch in anderen Sportarten wie Fußball, Handball oder Basketball Gang und Gäbe, dass die Athleten für Leistungssteigerung und Weiterentwicklung zu größeren Stützpunkten wechseln und dennoch der Heimatstadt weiterhin verbunden bleiben“, resümiert Fabian Sälzer, Leiter der Fechtabteilung des VfL Marburg, die vielleicht etwas seltsam anmutende Situation. Mit den beiden Schwestern gehörte das Team definitiv zu den Favoriten und ging mit Platz 4 auf der Setzliste in die Direktausscheidung. Hier legten beide noch einmal eine Schippe drauf und wuchsen über sich hinaus. Sie ließen ihren Konkurrentinnen keine Chance und konnten so den verdienten Titel Deutscher Mannschaftsmeister erringen. „Wir freuen uns ganz besonders für Finja und Merle, dass sie ihre harte und konsequente Arbeit der vergangenen Jahre mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft krönen konnten. Sie haben sich unglaublich gut entwickelt und gehören zu den aktuell vielversprechendsten Nachwuchstalenten im Damenflorett.“, lobt Sälzer die beiden Fechterinnen.